It's done! Ab jetzt bin ich eine Marathoni! Auch jetzt ein paar Tage danach ist es immer noch nicht zu glauben. Zum Glück erinnert mich der Muskelkater noch daran.
17 Wochen Training mit 1057,34 Laufkilometern in über 107h. Doch das hat sich alles gelohnt. Mein Marathon lief viel besser als gedacht. Im Training hatte ich zuletzt für 40km 4:30h gebraucht. Deswegen war das auch mein (neues) Ziel für den Marathon. Ich dachte mit Wettkampf-Adrenalin und meinem Rote Beete-Saft wird das schon. Doch ich hatte beides unterschätzt. Genauso wie mein Training.
Schon auf den ersten Kilometern hat mir meine Uhr gesagt ich sei viel schneller als ausgerechnet. Ich hab mich von der Menge mitreisen lassen. Nach 4km sah ich dann die Pacemaker für 4:30h und habe mich darüber gefreut. Noch mehr habe ich mich gefreut als ich sie ganz einfach überholen konnte und eigentlich schon wusste, dass meine Zielzeit zwischen 4:15h und 4:30h liegen würde wenn ich ganz normal weiter laufen würde. Ich hatte allerdings auch die Menschenmenge auf der ersten Runde unterschätzt und sehr zeitig gemerkt, dass die Beine durch das viele Überholen und Ausweichen mehr strapaziert wurden als sonst.
Nach 10km hab ich mir das erste Wasser gegönnt und danach an jedem Versorgungsstand. Ich wusste ja, dass ich gut in der Zeit lag und vom Training mit Trinkblase war ich es gewohnt immer trinken zu können wenn ich wollte. Nach 18km stiegen mir das erste mal Freudentränen in die Augen als ich die Pacemaker für 4:15h sah und auch sie schließlich überholte. Es war ein unglaubliches Gefühl! Denn wenn ich jetzt normal weiter laufen würde, wäre meine Zielzeit zwischen 4:00h und 4:15h! Das wäre genial!
Nach 20km begann die zweite Runde und es wurden weniger Menschen auf der Strecke. Es fühlte sich als könnte man das erste mal richtig durchatmen und in den Flow kommen. Noch dazu ging es im Sonnenschein auf ein Stück meiner Trainingsstrecke und ich hatte plötzlich richtig Spaß. Nach 27km wendete sich das Blatt allerdings. Auch im Training passierte das oft. Da heißt es dann die antrainierten mentalen Strategien auszupacken und den Kopf zu überzeugen weiter zu machen. Noch dazu waren auf diesem Stück der Strecke keine Zuschauer. Bisher war mir das immer relativ egal gewesen, aber als sie fehlten, habe ich gemerkt wie sehr ich sie doch brauche. Eine neue Erfahrung für mich. Umso besser hab ich mich gefühlt als sie ab km 30 wieder da waren. Ab da habe ich auch angefangen im Kopf die Kilometer rückwärts zu zählen. Nur noch 12km! Allerdings musste ich mich schleppen und hatte die Leichtigkeit verloren. Das änderte sich auf einmal schlagartig nachdem ich mein zweites Energie-Gel genommen hatte. Keine Ahnung ob es Fruktose oder Placebo war, aber 6km vorm Ziel bekam ich plötzlich neue Motivation und Energie. Mit Schwung ging es also auf die Zielgerade und spätestens als ich das Schild sah, dass die 40km markierte stiegen die Freudentränen wieder in mir auf. Immer wieder hielt ich mir vor Augen, dass ich gleich meinen ersten Marathon finishen würde. Es war ein unglaubliches Gefühl! Toppen konnte das nur das Gefühl es geschafft zu haben als ich lachend, weinend und schwer atmend überglücklich auf dem Boden lag.
Ich wurde in den letzten Tagen oft gefragt ob ich es noch mal machen werde. Was soll ich sagen. Bis zum Start hab ich nein gesagt. Die Vorbereitung war sehr anstrengend, hart und intensiv. In vielerlei Hinsicht. Doch mittlerweile hab ich meine Meinung geändert. Ich denke das wundert niemand, der mich kennt. Und hey, ich habe in 4:05:14 gefinished. Da ist das nächste Ziel ja wohl klar 😉